Einfach abnehmen

Abnehmen. Viele verstehen nicht, wieso Abnehmen so so schwierig ist. Besonders die, die einfach “von Natur aus nicht zunehmen”. Das Problem am Abnehmen ist, dass Essen eine Sucht ist, genau wie Rauchen, Trinken oder Zocken. Nur möchte sich das niemand eingestehen. Bei den “Standardsüchten” ist jedem klar, dass man davon abhängig wird. Wer raucht, wird süchtig. Wer Drogen nimmt, wird süchtig. Aber wer viel wiegt, der ist nicht süchtig, sondern hat nur schwere Knochen oder ist genetisch dazu veranlagt viel zu essen oder hat eine Krankheit oder einen schlechten Stoffwechsel.

Fakt ist aber, dass es bis auf ein paar (sehr) kleine Ausnahmen immer dieselbe Ursache hat: Man isst mehr, als man verbraucht. Und das zu akzeptieren, ist für einen Süchtigen sehr schwer. Zu akzeptieren, dass nicht andere Faktoren schuld an dem Zustand sind, sondern man selbst die Ursache dafür ist.

Essen ist eine Sucht. Egal ob McDonalds, Süßigkeiten, Pizza, Döner oder Cola; gerade unser modernes Essen ist darauf ausgelegt, süchtig zu machen. Viel Zucker und viel Fett sorgen dafür, dass unser Körper signalisiert “davon will ich mehr”. Wieso? Weil es für uns überlebenswichtig war. Heutzutage ist das dank Supermarkt und Lieferservice zwar nicht mehr der Fall, aber die Biologie unseres Körpers hat das noch nicht ganz verstanden und möchte für schlechte Zeiten vorsorgen. Und die Lebensmittelindustrie findet das natürlich gar nicht schlecht. Wer mehr isst, kauft auch mehr.

Daher kommt es, wie es kommen muss: Jeder zweite Deutsche ist übergewichtig. Das liegt keinenfalls daran, dass der Stoffwechsel kollektiv kaputt gegangen ist, sondern ist ganz einfach das Resultat von zu viel Essen. Und wenn über 50% der Deutschen übergewichtig ist, dann kann es ja auch keine Sucht sein, oder? - Naja… doch.


Das eigentliche Problem an Diäten ist nicht die Diät selbst. Das Hauptproblem sind die Ausreden, die man sich selbst sucht. Und darin sind wir Menschen fabehlaft. Egal, wie falsch unser Weltbild ist, wir finden immer Gründe, um das, was wir tun, zu rechtfertigen. Jeder Mensch, egal ob Umweltschützer, CEO, Mafia-Boss oder Serienkiller rechtfertig sein Handeln für sich und ist überzeugt, dass das, was er tut, richtig sei. Sonst würde er es ja schließlich nicht tun.

Wer fett is(s)t, findet deswegen immer wieder Ausreden, warum Abnehmen nicht nötig ist, oder warum es jetzt gerade unpassend ist: “In ein paar Monaten habe ich Geburtstag, da fang ich lieber danach mit der Diät an.” - “Das ist genetisch, ich kann gar nicht abnehmen.” - “Mein Körper ist im Hungermodus, deswegen klappt die Diät nicht.” - “Ich bin doch gar nicht dick. Ein paar Kilo mehr sind gesund.”

Wer sich in diesen oder ähnlichen Aussagen wiedererkennt und bereit ist, etwas zu ändern, dem kann ich nur wärmstens empfehlen das Buch Fettlogik überwinden zu kaufen. Es ist Bestseller #1 im Bereich Fitness und ist mit 4,6 Sternen bei fast 800 Bewertungen auf Amazon hervorragend bewertet. Wieso? Weil es kein Diät-Ratgeber ist. Es ist ein Buch, das aufzeigt, dass nicht die Diät das wahre Problem ist, sondern das Mindset. Ich habe mir das Buch im Februar 2017 gekauft und innerhalb von fünf acht Monaten über 17 25 Kilo abgenommen. Nicht, weil ich eine besondere Diät gefunden habe, die ich vorher noch nicht kannte, sondern weil ich einfach weniger esse, als ich verbrauche.


Welche Erfahrungen habe ich in den letzten fünf acht Monaten gemacht, und wie unterscheidet sich diese Diät von vorherigen Diäten?

Wie so gut wie jeder Mensch mit Übergewicht habe auch ich zahlreiche Diätversuche hinter mir. Ich habe verschiedene Diäten ausprobiert und dabei auch teilweise gute Ergebnisse erzielt. Aber unter meinen aktuellen Stand bin ich damit nie gekommen. Wieso? Weil es irgendwann immer einen Punkt gab, an dem ich das Empfinden hatte, dass ich nicht mehr weiter abnehme. Da war für mich ganz klar: Mein Körper ist im Hungermodus. Ich habe durch die Diät zu wenig gegessen und jetzt hat sich mein Körper darauf eingestellt und ich nehme wieder zu.

Im Nachhinein ist das absoluter Blödsinn. Wieso sollte mein Körper denn plötzlich mit weniger Essen klarkommen? Das widerspricht sämtlicher Logik. Wenn mein Körper X Kalorien pro Tag verbraucht, um die Körpertemperatur aufrecht zu erhalten, und den Körper mit Energie zu versorgen, wie soll es dann funktionieren, dass er plötzlich weniger Kalorien benötigt? Gibt es einen “Power-Safe”-Knopf, den mein Körper ab einem gewissen Punkt drückt? Bekommt er Energie durch die Verwendung der 4. Dimension? - Kurzum: Blödsinn. Wer noch Gegenargumente hat, sollte das Buch lesen.

Der Grund, warum ich nicht mehr abgenommen habe, war relativ simpel: Entweder, ich habe mich beim Zählen der Kalorien verschätzt und somit zu viel gegessen. Oder mein Körper hat etwas mehr Wasser eingelagert, weswegen man die Fettabnahme nicht direkt auf der Waage mitbekommen hat. Da kann es schon mal eine Woche dauern, bis man wieder einen Gewichtsverlust feststellt. Dafür ist es dann aber gleich ein ganzes Kilo. Trotzdem sind solche Phasen unfassbar demotivierend. Man isst den ganzen Tag fast nichts und am Ende steht auf der Wage, dass man ein halbes Kilo zugenommen hat. Wenn das dann eine Woche anhält, war in der Vergangenheit meine Motivation weg und ich habe hingeschmissen.

Ähnlich, wenn ich einmal einen schlechten Tag hatte, und mein Ziel überschritten habe, weil ich mir eine große Pizza oder einen Haufen Süßigkeiten reingeschoben hatte. “Damit ist die Woche ja eh gelaufen. Dann kann ich mir auch noch ein Snickers gönnen. Nächste Woche mach’ ich dann weiter.” - Daraus wurde dann natürlich auch nichts. Der richtige Gedanke wäre gewesen: “Okay, macht nichts. Passiert schon mal. Dafür wird dann morgen halt etwas weniger gegessen.” - Und das klappt nun seit fünf acht Monaten ziemlich gut.

Ebenfalls habe ich gelernt, dass Abnehmen keineswegs ein Sprint ist. Früher bin ich bei einer Diät immer wie folgt herangegangen: “Ich esse jetzt ein paar Monate sehr wenig, erreiche mein Zielgewicht, und dann ist der Scheiß erledigt.” - Mittlerweile ist meine Einstellung aber etwas entspannter. Ich mache so lange Diät, wie es nötig ist, und schränke mich dabei nur so ein, dass ich damit leben kann. Es spielt keine Rolle, ob ich in einem Monat nun 3 Kilo abnehme, oder nur 1,5. Hauptsache ich nehme ab, bzw. nicht zu. Auf dem Graph sieht man Ende Mai zum Beispiel eine lange, stagnierende Fläche, in der ich mein Gewicht gehalten habe. Wieso? Weil ich Urlaub hatte, und mir in dieser Zeit etwas mehr gegönnt habe. Das bedeutet nicht, dass ich dabei alles in mich reingestopft habe, wie ich es früher an Cheat-Days gemacht habe (großer Fehler übrigens), sondern dass ich genau soviel gegessen habe, dass ich zwar nicht abnehme, aber auch nicht zunehme. Ich habe meine Diät also sozusagen “pausiert”, ohne sie zu zerstören.


Der Unterschied zwischen damals und heute ist, dass ich besser verstehe, wie mein Körper funktioniert. Ich verstehe, dass mein Körper kein magisches Ding ist, welches mal zunimmt und mal abnimmt, sondern dass es ein ganz einfacher, chemischer Prozess ist, welcher sich genauso gut regulieren lässt, wie alles andere auch. Es benötigt nur etwas Zeit und Ausdauer. Eigentlich gar nicht so schwer. Man sollte nur nicht auf alles hören, was man gesagt bekommt. Nicht jede (gut gemeinte) Fettlogik glauben, sondern darüber nachdenken, ob sie Sinn macht.


Update am 26. Oktober 2017: Mittlerweile sind drei weitere Monate verstrichen und ich bin guter Dinge. Die Diät motiviert mich und ich mache Erfahrungen, die ich mir nicht hätte ausdenken können. Wenn man schon seit der Pubertät an eher dicklich und noch nie wirklich schlank war, ist dieser Zustand ganz normal. Man kennt es einfach nicht anders: Die Oberschenkel reiben aneinander, das Fettpolster ist selbstverständlich und das Doppelkinn beim Runtergucken ist normal.

Aber wenn diese Dinge dann plötzlich verschwinden und man merkt, dass es eben doch nicht normal ist, ist das verblüffend. Man kann längere Strecken gehen, ohne dass die Oberschenkel wund werden. Wahnsinn! Und man kann plötzlich im Liegen fernsehen, ohne dass man sich die Luftröhre abschnürt!

Was ich allerdings tatsächlich vermisse ist das Fettpolster. Das Gefühl, wenn der Muskel selbst irgendwo anstößt und nicht durch Fett gedeckt ist, ist nicht das Schönste. Natürlich werde ich deswegen nicht wieder zunehmen wollen, ich finde es nur erstaunlich, wie so kleine Unterschiede, die man vorher nie gesehen hat, plötzlich eine Rolle spielen.