Konzept: Das neue Web

Man merkt, dass das Web nicht für das gemacht wurde, was wir heute sehen. Endlose Popups bezüglich DSGVO, Benachrichtigungen, Newsletter, AdBlocker und Social Media begrüßen uns schon bevor wir die Seite besuchen. Dazu kommt viel zu viel JavaScript, das nicht nur die Ladezeiten unnötig strapaziert, sondern auch die eigenen Ressourcen auf dem Rechner. Und am Ende gibt es noch - sozusagen als Bonus - eine entweder für mobil optimierte Website auf dem PC, oder eine für den Desktop optimierte Website am Smartphone.

Der aktuelle Status quo ist in diesem Video ganz schön zusammengefasst:

Um all das zu verhindern, schwirrt schon seit einiger Zeit ein neues Konzept des Webs in meinem Kopf herum. Das Konzept würde die Möglichkeiten des Webs zwar stark einschränken und es damit nicht komplett ersetzen, bietet aber für die meisten Websites eine gute Basis, um sowohl Nutzerfreundlich als auch finanziell tragbar zu sein.

Der grundlegende Gedanke dahinter ist: Es gibt nur eine bestimmte Anzahl von Website-Typen und jeder Typ dieser Website ist grundlegend gleich aufgebaut. Es gibt beispielsweise Blogs, soziale Netzwerke, Multimediaplattformen, Foren, Wissensdatenbanken und normale, informative Websites. Diese sind dann auch wieder teilweise kombinierbar - ähnlich wie dies von schema.org bereits versucht wurde.

Für jeden dieser Typen ließe sich ein einheitliches Format definieren, beispielsweise auf Basis eines Datenformats wie JSON. So kann für jede Seite vorher vom Websitebetreiber festgelegt werden, um welchen Typ von Seite es sich handelt, und das entsprechende Schema vorausgefüllt werden. Dabei wird bewusst darauf geachtet, dass der Seitenbereiber nur den Inhalt vorgeben darf, nicht jedoch das Design oder sonstige Client-Seitige Scripts. Vergleichen lässt sich das vielleicht mit den Anfängen von HTML, ohne CSS oder JavaScript, jedoch auch mit der Einschränkung, dass man stärker an einen bestimmten Seitenaufbau gebunden ist.

Die Darstellung der puren Inhalte, die vom Server übermittelt wurden, übernimmt dann der Browser an sich. Dieser bereitet entsprechend der im Browser hinterlegten Vorlage für den jeweiligen Seitentyp die Informationen grafisch auf. Der Vorteil hierbei ist, dass das Design dadurch komplett vom User vorgegeben werden kann und für jede Website gleich ist. So hat der Nutzer die Freiheit, ob er für das gesamte Web einen Dark-Mode oder vielleicht ein Minecraft-Skin verwenden möchte. Außerdem sind alle Designelemente, wie beispielsweise das Menü oder das Seitenlogo, einheitlich positioniert und springen nicht pro Website wild umher. Gerade für weniger erfahrene Internetnutzer wäre dies ein großer Vorteil.

Selbstverständlich ist damit auch das Problem der unterschiedlichen Geräteklassen gelöst. Der Server unterscheidet nun nicht mehr zwischen Smartphone, Tablet und PC. Er übermittelt lediglich die nötigen Informationen an sich. Die eigentliche Darstellung passiert dann in dem für das jeweilige Endgerät optimierten Browser, der sich genau an die Bedürfnisse des Nutzers anpasst.

Auch die Übermittlung der Nutzerdaten an die Website kann so global und ohne Datenschutzplugins - und besonders ohne die nervigen Cookie-Warnungen - konfiguriert werden. Während es vermutlich nicht möglich sein wird, komplett auf die Übermittlung von Nutzerdaten für Analysezwecke zu verzichten, da sich das Konzept sonst nicht durchsetzen würde, ist es aber durchaus möglich, dies zu vereinheitlichen und ggf. nur anonymisiert Daten zu übermitteln. Das hätte den Vorteil, dass der Seitenbereiber nicht mehr auf externe Dienste wie Google Analytics zurückgreifen muss, sondern diese direkt über das Protokoll verwenden kann, und der Nutzer die Daten nicht an eben diese externen Dienste unfreiwillig übermitteln muss.

In einer so einheitlichen Welt wären auch alternative Finanzierungsmodelle denkbar. So könnte natürlich weiterhin - an vom Brwoserhersteller vorgesehenen Stellen - Werbung platziert werden, welche dann wie bisher an den Websitebetreiber geknüpft ist. Möglich wäre aber auch ein Modell ähnlich Spotify, bei dem der Nutzer des Browsers eine monatliche Grundgebühr zahlt, und diese dann je nach Verwendung der Seiten fair aufgeteilt wird. Wurde in einem Monat beispielsweise nur auf einem Nachrichtenportal gesurft, würde dieses 100% der Einnahmen dieses Monats bekommen. Hat der Nutzer aber nur 50% seiner Zeit auf diesem Portal verbracht, würden auch nur 50% der Einnahmen ausgezahlt.


Ganz klar: Das eingeschränkte Modell würde neben den genannten Vorteilen natürlich auch einige Nachteile mit sich bringen. So müsste jede neue Art von Website erst durch die Browserhersteller implementiert und unterstützt werden. Auch wäre die Vielfältigkeit des Webs verloren und alle Seiten würden größtenteils gleich aussehen. Zudem gibt man mit diesem Konzept viel Macht in die Hände der Browserhersteller. Dementsprechend wäre es in diesem Szenario wichtig, dass es viele aktiv genutzte alternative Browser gibt.

Mein persönlicher Wunsch wäre, dass das vorgeschlagene Konzept Realität wird und zusätzlich zum Web wie wir es kennen existiert. Wir, als Nerds und Internetkenner, vergessen oft, wie der normale Nutzer mit dem Web umgeht. Dieser durschaut viele der Tricks, die dort aktuell angewendet werden, nicht. Er klickt auf den falschen Download-Button, meldet sich für das kostenlose iPhone an, das er gerade gewonnen hat, gibt sein Passwort auf einer unverschlüsselten Website ein und hilft der Bank, das gerade gesperrte Konto wieder zu reaktivieren. Er ist verwirrt von den vielen Popups zum Datenschutz und Cookies und drückt sowieso immer auf OK, damit er endlich den Inhalt angezeigt bekommt.

Zwar wäre es wünschenswert, dass jeder Nutzer in einer Art Internet-Fahrschule diese Grundkonzepte vor Erstverwendung des Internets beigebracht bekommt, realistisch ist es aber allemal nicht. Dementsprechend wäre dem Nutzer denke ich mehr geholfen, wenn er den Websitebereibern nicht schutzlos ausgeliefert ist, sondern eine geregelte Schicht zwischen Betreiber und Anwender steht.