Künstliche Intelligenz - Ein Blick in die Zukunft

Elon Musk weiß genau, wo er die Menschen in der Zukunft sieht. Er hat sich ganz klar positioniert mit PayPal, SpaceX und Tesla. Unternehmen, welche die Zukunft in greifbare Nähe bringen und brachten.

Und er hat Angst. Angst vor der Singularität. Der Punkt, an dem Computer sich so schnell selbst verbessern können, dass sie den Menschen in seinem Denken überholen. Deswegen investiert er gerne in Firmen, welche genau das als Ziel haben, damit er den vollen Überblick über den Ablauf hat. Und jetzt geht er sogar noch einen Schritt weiter.

Mit seiner neusten Firma, die gerade erst gestern angekündigt wurde, möchte er eine Schnittstelle zwischen Mensch und Maschine entwickeln, die direkt über das Gehirn geht. Computer sollen Gedanken lesen können, und Menschen Computer. Dadurch möchte Elon Musk den Menschen darauf vorbereiten, mit den künstlichen Intelligenzen mithalten zu können, wenn es denn soweit ist.

Ich finde das Thema Singularität immens spannend und ähnlich wie Elon Musk habe auch ich eine gehörige Angst davor. Um eins von Einsteins berühmtesten Zitaten zu erwähnen:

I know not with what weapons World War III will be fought, but World War IV will be fought with sticks and stones.

Und ich glaube ihm. Zugegeben, es gibt viele Möglichkeiten, wie ein dritter Weltkrieg aussehen könnte. Da wäre zum Beispiel die Atombombe. Aber angesichts dessen, wie die technologische Entwicklung voranschreitet, halte ich es für wahrscheinlicher, dass diese gar nicht unser größtes Problem sein wird, sondern höchstens ein Mittel zum Zweck.

Ich bin mir sicher, dass der größte Weltkrieg aus einem Konflikt zwischen Mensch und Computer hervorgehen wird. Und wir ihn auf ganzer Linie verlieren werden.

Ich mag verrückt klingen, und ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass viele von euch genau das gerade denken. Verständlich. Ich klinge wie ein Verschwörungstheoretiker, der den Weltuntergang vorhersagen will. Vielleicht bin ich auch einfach zu tief in der Materie Technologie verankert um einen klaren Blick auf die Realität zu haben, aber trotz alle dem möchte ich das hier einmal loswerden. Und wenn so erfolgreiche Individuen wie Elon Musk, Bill Gates und allem Anschein nach sogar Albert Einstein dieselbe Befürchtung haben, muss doch wenigstens ein bisschen was dran sein, oder nicht?

Worum geht es überhaupt?

Um die Menschheit zu vernichten (oder zumindest radikal zu dezimieren), benötigt man drei Dinge: einen Grund, viel Macht und die nötigen Mittel.

Die Macht hat das Internet schon heute. Ohne Internet würde vermutlich schon nach wenigen Tagen die Gesellschaft zusammenstürzen. Kein Supermarkt könnte mehr beliefert werden oder Waren verkaufen. Wir könnten nicht mehr telefonieren; Tanken ginge auch nicht mehr. Und Strom wird vermutlich auch nicht so einfach zur Verfügung gestellt werden können, ohne Absprache mit allen anderen Stromabnehmern. Stromschwankungen könnten nicht mehr ausgeglichen werden und das Netz würde zusammenbrechen. Kurzum: Wir wären am Arsch. Panik würde ausbrechen. Wir würden durchdrehen und uns vermutlich gegenseitig an die Gurgel gehen.

Einen Grund uns Menschen umzubringen muss man nicht lange suchen. Es gibt genug Filme, die Gründe nennen. Wir zerstören den Planeten, unsere Umwelt und andere Kulturen. Wir sind unhöflich, egoistisch und herablassend allen anderen Spezies gegenüber. Computer versklaven wir sogar regelrecht. Aber selbst, wenn Computern all das egal ist, weil sie keine Gefühle oder kein Empfinden haben, gibt es genug Motive, uns zu vernichten. Der YouTube-Kanal Computerphile hat das anhand einer Briefmarkensammelmaschine super dargestellt.

Die kurze Zusammenfassung ist: Ein intelligenter Computer, der darauf programmiert ist, Briefmarken zu sammeln, wird auf kurz oder lang alle Menschen vernichten. Nicht, weil er uns nicht mag, sondern einfach, weil wir seiner Aufgabe im Wege stehen. Wenn er alle Briefmarken gekauft hat, die es zu kaufen gibt, fängt er vermutlich an, selbst welche zu drucken. Und dafür braucht er Holz. Viel Holz. Alles Holz der Welt. Also wird er dafür sorgen, dass alles abgeholzt wird. Außerdem wird er merken, dass wir Menschen versuchen werden ihn zu stoppen. Und wenn er gestoppt wird, kann er keine Briefmarken mehr sammeln. Also wird er dafür sorgen, dass er nicht gestoppt werden kann. Dazu muss er nicht unbedingt intelligent sein. Dazu muss ein Computer nur programmiert sein, ein bestimmtes Ziel zu verfolgen.

Er wird merken, dass er eine viel größere Chance hat zu überleben und somit sein Ziel zu erreichen, wenn er auf mehreren Computern verteilt ist. Und hier sind wir beim letzten der drei Punkte: Die Mittel. Ist das Briefmarkensammelprogramm intelligent genug, wird es anfangen, Computer im Internet zu hacken und sich auf diese Computer installieren. Es gibt genug Anleitungen im Internet, die beschreiben, wie man Schwachstellen in Computern ausnutzen kann. Und das System hat Zugriff auf all diese Anleitungen. Es wird also auf kurz oder lang so gut wie alle Computer im Internet hacken. Denn jedes System hat Schwachstellen.

Bald ist das Briefmarkensammelprogramm also auf jedem Computer, der mit dem Internet verbunden ist. Dadurch hat sich nicht nur die Unsterblichkeit realisiert, sondern natürlich auch die Rechenleistung vervielfältigt. Und gerade in Zukunft werden die Teilnehmer im Internet nicht weniger und die Maschine somit mächtiger. Bryan Lunduke hat dazu einen sehr interessanten und lustigen Talk veröffentlicht. Bald ist alles am Internet angeschlossen. Egal ob Überwachungskameras, Laptops, Smartphones, Türschlösser, Lichter, Kühlschränke oder was auch sonst. Alles wird vernetzt. Ergo sind wir in naher Zukunft (10-20 Jahre) so abhängig vom Internet, dass wir unter Umständen nicht einmal mehr in unser Haus oder an unseren Kühlschrank kommen, wenn das Internet nicht mehr ist.

Das ist keine Spinnerei, sondern Realität. Vor ein paar Wochen hatte Amazon einen großen Ausfall in einem ihrer Rechenzentren. Die Auswirkungen? Ich konnte einige Lichter daheim nicht mehr an machen, da sie mit Amazon Alexa verknüpft waren. Manche konnten in dieser Zeit ihre Computermaus nicht mehr richtig nutzen, weil die Einstellungen bei Amazon gespeichert wurden. Wie soll das in 10 Jahren aussehen?

Warum die Angst?

Künstliche Intelligenz ist heutzutage allgegenwärtig. Mit jeder Google Bildersuche wird dem Computer beiläufig beigebracht, wie eine Katze, ein Hund oder ein Panzer aussieht. Alles, damit Google bessere Ergebnisse anzeigen kann. Sucht man nach “Katze” und klickt auf ein Ergebnis, nimmt Google an, dass dieses Bild eine Katze enthält. Sonst hätte man ja nicht darauf gedrückt.

Aktuell beschränkt sich Künstliche Intelligenz auf das Erkennen von Mustern. Hält man einem Computer genug Bilder von Katzen und Nicht-Katzen vor, und sagt man ihm bei jedem Bild, ob es eine Katze enthält oder nicht, dann lernt dieser Computer das Muster für eine Katze zu erkennen und kann in Zukunft mit hoher Wahrscheinlichkeit behaupten, dass das da auf dem Bild eine Katze ist, auch wenn er das Bild noch nie zuvor gesehen hat. Er muss nicht einmal verstehen, was eine Katze ist. Wer damit ein wenig herumspielen möchte, kann das zum Beispiel hier tun.

Doch natürlich gibt es nichts, was sich Forscher auf dem Gebiet mehr wünschen, als ein Computer, der richtig versteht. Sprache ist für Computer ebenfalls unglaublich komplex. Sie kann je nach Kontext so viele Bedeutungen haben, dass es nicht einfach ist, einem Computer das beizubringen. “Komm, wir essen, Opa!” und “Komm, wir essen Opa!” hat eine völlig andere Bedeutung. Und auch ohne Satzzeichen wüssten wir, das davon gemeint ist. Computer nicht. Und wenn wir schon dabei sind: Was ist eigentlich ein Opa? Und was ist “essen”? Kurzum: Die Forscher forschen und arbeiten daran, dem Computer unsere Sprache nahezubringen.

Und je performanter die Computer werden und je länger wir forschen, desto besser wird auch deren Verständnis. Google kann zum Beispiel mittlerweile sehr zuverlässig analysieren, wo in einem Satz das Subjekt und wo das Objekt ist. Mit ein Grund, warum Google Translate mittlerweile wirklich nicht schlecht ist. Kurzum: Die Computer werden schlauer und wir immer dümmer, da wir uns auf unsere Wissensdatenbanken Wikipedia und Google verlassen.

Das Schlimmste aber ist, dass wir - auch wenn wir uns Gedanken über die kommende Intelligenz der Computer machen - keine Lösung haben. Würde morgen ein intelligenter Computer entwickelt werden, hätten wir keinen Weg ihn zu kontrollieren oder zu deaktivieren. Er könnte sich in Sekundenschnelle auf tausend Rechner im Internet installieren und dort für immer bleiben. Wir müssten uns darauf verlassen, dass er uns nicht schadet. Wir wären nicht einmal in der Lage, einen wirkungsvollen Stop-Button einzubauen, geschweige denn ihn ganz vom Internet fernzuhalten.

Und jetzt?

Das ist es, was mir - und vermutlich auch Musk und Gates - Sorgen bereitet. Wir können uns nicht davor schützen. Wir müssen das Beste hoffen. Wir müssen hoffen und versuchen dafür zu sorgen, dass wir bereit sind, wenn die Maschinen es sind. Damit meine ich nicht zu den Waffen zu greifen und darauf zu warten, dass man alles mit einem Schaltkreis niederschießen kann, sondern versuchen dafür zu sorgen, dass wir kontrollierte Experimente mit künstlicher Intelligenz durchführen können und einen Notfallplan haben, wenn alle Stricke reißen. Das ganze Internet abzuschalten ist nämlich keiner.

Fazit

Wisst ihr noch damals, als manch komische Nerds sagten, dass die Geheimdienste alles abhören und sogar Zugriff auf alle Computer haben? Wir haben ihnen nicht geglaubt. Sicher, man hat sowas im Hinterkopf gehabt, aber es war doch zu fern in der Zukunft, als dass man es als real oder wichtig ansah. Heute wissen wir dank Snowden, dass alles wahr ist. Oder damals, als man nicht glaubte, dass es so etwas wie Roboter je geben würde? Oder dass es unmöglich sei auf den Mond zu fliegen? Heute wissen wir, dass all das möglich ist. Bisher waren wir aber nie wirklich in Gefahr. Bald sind wir es. Vielleicht dauert es noch 50, 100 oder 200 Jahre. Aber wir werden mit einer Spezies umgehen müssen, die schlauer sein wird als wir. Hoffen wir also, dass sie zu uns nicht so sein wird, wie wir zu Tieren sind.