Okay Google Now!

Das Motorola Moto X ist das in der Leitung von Google entstandene Mittelklassesmartphone, in dem sie neue Features testen wollten, welche nicht direkt in die Nexus-Serie einfließen sollten. So kommt das Moto X mit einer besonderen CPU, bei der die 4 Kerne wie folgt aufgeteilt werden: Zwei der Kerne sind für die tägliche Nutzung des Smartphones und machen all das, was sonst keiner übernehmen will. Ein weiterer Kern ist nur darauf spezialisiert den Bewegungssensor des Smartphones zu kontrollieren. Und weil er nur das macht, ist er relativ Stromsparend. Das hat zum Vorteil, dass ohne hohen Energieaufwand erkannt wird, ob das Handy geschüttelt wird (dann startet nämlich die Kamera) oder ob es aus der Hosentasche geholt wird (dann wird eine minimalistische Nachrichtenanzeige auf das Display geschalten (s. Bild), welche ebenso fast keinen Strom verbraucht, da bei AMOLED nur die Pixel aktiviert werden, welche auch wirklich etwas anzeigen). Der vierte und letzte Kern sorgt für Stimmerkennung. Das Mikrofon lauscht also immer - auch, wenn das Handy im Standby ist - mit, und filtert die Wortfolge “Okay Google Now” heraus. Wird das ausgesprochen, so hört das Handy auf weitere Sprachbefehle.

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Und um eben dieses Thema wird sich der Blogpost drehen. So super ich das Konzept auch finde, so schwierig ist es auch umzusetzen. Während das Feature in allen Reviews hoch gelobt wird, möchte ich es hier ganz nüchtern mit allen Stärken und Schwächen betrachten. Versteh mich nicht falsch, das Handy ist super und für den Preis optimal, ich werde es auch weiter behalten und die aktive Spracherkennung ist cool, aber sie ist definitiv verbesserungsfähig.

Fangen wir mit dem Aktivieren des Zuhör-Modus’ an. Das geht mit der Wortfolge “Okay Google Now” - und auch nur mit der. Vor der initialen Verwendung muss man drei mal die magischen Worte einsprechen, damit es nur auf die eigene Stimme hört. Spricht man andere Worte ein, werden sie nicht erkannt. Schade eigentlich, ein “Okay, du alter Lappen” wär bestimmt lustig geworden. Und das mit der eigenen Stimme klappt auch nur bedingt. Haben zwei Personen ähnliche Stimmen, so lässt sich das Handy auch von der anderen Person aktivieren. Ich stelle mir das im Klassensaal der Zukunft wie folgt vor: Der Lehrer kommt rein, schreit einmal “Okay Google Now!” und los geht das “pling-pling” bei 50% der Schüler. Denn ja, auch in der Hosentasche lässt sich Google Now (manchmal) aktivieren. Und ja, auch im lautlosen Modus bekommt man eine akustische Bestätigung, nachdem die Worte ausgesprochen wurde. Und nein, das lässt sich nicht anpassen. Wenigstens aktiviert es sich nicht, wenn man ähnliche Kombinationen sagt. Es muss schon sehr danach klingen. Mit “Okay Google Frau” klappt es allerdings auch.

Ist das Handy also einmal in den Zuhör-Modus gewechselt, was relativ zuverlässig - aber nie, wenn man es demonstrieren will - funktioniert, so kann man sprechen. Wenn man nah genug an dem Gerät dran ist. Kann ja sein, dass ich vor mich hin nuschle, aber auch, wenn mein Moto X auf das “Okay Google Now” reagiert, wenn ich am anderen Ende des Raumes bin, so ignoriert es alles, was folgt, sehr gekonnt. Meiner Vermutung nach liegt das daran, dass es etwas falsch konfiguriert ist und dank der aktiven Geräuschunterdrückung einfach mal alles als Störgeräusch rausfiltert, da es nicht direkt von vorne kommt. Der Im-Bett-Liegen-Und-Eben-Mal-Nach-Der-Uhrzeit-Fragen-Usecase fällt somit also flach, sofern man nicht direkt mit dem Mund am Nachttisch liegt.

Apropos nach der Uhrzeit fragen. Das - und vieles mehr - funktioniert nur, wenn man die Touchless Control-App von Motorola NACHINSTALLIERT. Pluspunkt: Das funktioniert nur auf Englisch, Spanisch, Französisch und Portugiesisch. Möchte man Google Now also sinnvoll nutzen, so muss man es auf Englisch stellen. Anderenfalls hat man anschließen in seiner Google-Search-History Dinge wie folgt stehen:

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Gut, mal davon abgesehen. Wir nutzen Google Now nun also auf Englisch. Ein Screenshot zeigt das Ergebnis:

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Cool, das klappt gut! “remind me to take the trash out tomorrow” hat ohne Probleme funktioniert. Die Felder wurden ausgefüllt und die Erinnerung kann gesetzt werden. Moment. Kann? Ja! Einfach nur noch auf “Remind me at this time” drücken und schon ist der Reminder gesetzt.

Ja. Wirklich. Ich muss einen Button drücken. Da gibt es kein Timeout oder so etwas, wie es z.B. beim Stellen des Weckers der Fall ist. Wenn ich erinnert werden möchte, muss ich einen Button drücken. Warum? Das macht das gesamte Konzept einer Sprachsteuerung kaputt. Ich sitz im Auto und will mich erinnern lassen. Ich muss einen Button drücken. Ich hab das Handy in der Tasche und will mich erinnern lassen. Ich muss einen Button drücken. Klar erspar ich mir das Entsperren und das Tippen, trotzdem ist das einfach absoluter Quatsch.

Wer hat sich das ausgedacht?

Naja, gut. Also: Fazit. Das Konzept ist wirklich hervorragend und die Anwendung wird aktiv weiterentwickelt, so ist vor einem Tag z.B. eine Funktion dazu gekommen, welche mir nach einem einfachen “Okay Google Now, what’s up?” die Uhrzeit und alle Benachrichtigungen vorliest. Super praktisch! Ich hoffe daher, dass so kleine Malheurchen wie das Erkennen der Stimme aus weiter Entfernung oder das Drücken des Buttons bald behoben werden. Alternativ könnte man sich auch mit Tasker eine andere Spracherkennungsapp davor packen, aber ich will nicht schon wieder anfangen mein Smartphone bis ins kleinste Detail zu modden. Von daher: Wer gerne bastelt und gerne Bleeding Edge ist, der sollte auf jeden Fall zuschlagen. Alle anderen: Lieber erstmal das Nexus 5.