Test: OnePlus One und LG G Watch R

Mit der Vorstellung der Motorola Moto 360 Smartwatch wollte ich unbedingt eine runde, intelligente Uhr haben. Die LG G Watch R entsprach genau meinen Erwartungen - bis auf dass sie nur mit Android-Smartphones kompatibel war. Die Lösung: Ich verkaufte mein iPhone 5 und legte mir das OnePlus One zusammen mit der LG G Watch R zu. Vorab: Beide Geräte sind wirklich nicht schlecht und ich denke ich werde gut mit ihnen klar kommen. Trotzdem gibt es einige Dinge, die mich aufregen.

OnePlus One

Die Hardware des OnePlus One ist genial. Für 300 Euro bekommt man ein qualitativ unglaublich hochwertiges Smartphone mit einer unendlich langen Akkulaufzeit und einem schnellen Prozessor, welcher sogar Android KitKat flüssig ausliefern kann. Doch warum in Gottes Namen ist das Smartphone größer als mein Fernseher? Und warum findet das jeder auch noch gut? Ich habe mich damals, als das iPhone 5 beworben wurde, riesig über folgenden Spot gefreut: {leider entfernt}

Alle Smartphones wurden immer größer und größer und ich habe mich immer darüber aufgeregt, dass ich es nicht mehr mit einer Hand bedienen kann. Android ging dann sogar so weit, dass sie das Menü auch noch mit der neuen Android Version aus den Hardwaretasten heraus an die obere linke Ecke des Bildschirms gesetzt haben. Also genau da hin, wo es am aller, aller wenigsten Sinn macht. Da, wo man am aller schlechtesten hin kommt. Und als wäre das nicht genug, führte man auch noch ein, dass anstatt der Benachrichtigungen die Quick-Settings kommen, wenn man die Leiste auf der rechten Seite herunter zieht. Also genau da, wo man gerade noch so hin kommt, wenn man es in einer Hand hält. Ich konnte und kann einfach nicht verstehen, wie man als UI-Designer so dermaßen auf den Kopf fallen kann, dass man nicht sieht, wie unpraktisch das Ganze ist. Und dann kaufen es die Leute auch noch wie verrückt.

Früher hatten wir Tablets mit 6 Zoll. Heute haben wir Smartphones mit 6 Zoll. Und alle lieben es! Ich war damals also sehr froh darüber, dass Apple mit dem iPhone 5 und dem iPhone 5s die Größe im Rahmen gehalten hat. Schrecklich fande ich daher das iPhone 6 sowie 6 Plus. (Mal so am Rande: Dieser One-Hand-Mode am iPhone 6 Plus.. sagt mal, geht’s denen zu gut? Was bitte haben sich die Entwickler dabei gedacht? Einen riesen Bildschirm anbieten, der die ganze Zeit stört, nur um ihn dann um die Hälfte zu verkleinern?!) Und als die Apple Watch dann noch dazu potthässlich war, habe ich mich entschieden mal wieder zu Android zu wechseln. Android Lollipop sieht immerhin vielversprechend aus.

Lange Rede, gar kein Sinn: Das OnePlus One ist mit seinen 5,5 Zoll viel zu groß. Aber da das Preis-/Leistungsverhältnis das wohl beste ist, das es derzeit gibt, habe ich mich trotzdem dafür entschieden. Was gibt es also noch zu meckern?

Nun.. Hardware-Technisch eigentlich nichts. Das Smartphone ist wirklich nahezu perfekt. Gut, dass der USB-Anschluss falsch herum ist, stört etwas, aber das sind nun wirklich Kleinigkeiten. Was viel mehr stört ist die Software. Android KitKat, genauer: CyanogenMod 11S. Ich war noch nie ein Freund des CyanogenMods. Ich kann jedoch nicht genau sagen, warum. Vermutlich, weil ich ihnen nicht den Erfolg gönne. Ja, CyanogenMod hat einige nette Gimmicks, wie z.B. die Theme-Engine oder Gesten, aber damals, als die Custom ROMs entstanden und somit auch CyanogenMod in den Kinderschuhen war, gab es viele ROMs, die weitaus besser waren. Der einzige Unterschied: Sie waren nicht für jedes erdenkliche Smartphone erhältlich. Quantität statt Qualität war CyanogenMods Divise, habe ich den Eindruck. Und damit auch noch Erfolg haben, finde ich sehr schade. Aber das mal beiseite, ist CyanogenMod an sich nicht schlecht. Es gab bisher keine Abstürze und schnell ist das System zudem auch. Stock Android wäre mir persönlich zwar lieber, allein, weil ich deswegen schneller Android Lollipop bekommen würde, aber wenigstens ist es nicht so schlimm angepasst wie HTCs Sense.

Was mir an dem System nicht gefällt, ist Android an sich. Ich hab schon einmal geschrieben, warum ich iOS Android vorziehe. Das ganze ist aber nun schon über ein Jahr her und in der Zeit hat sich einiges getan. Man kann z.B. sehen, wie sich Android immer mehr zu iOS entwickelt. Das System wird immer geschlossener und die Richtlinien für App-Entwickler und Hersteller strenger. Und das ist auch gut so, da man das System so wesentlich Anwenderfreundlicher machen kann. Und nochmal: Anwender != Nerds, ich kann es nicht oft genug sagen. Was für Anwender positiv ist, ist für Nerds meistens eher weniger positiv.

Der größte Fehler, den Android aber von Anfang an gemacht hat, war auf Java zu setzen. Nicht nur, dass sie jetzt extra eine neue Runtime entwickelt haben, um Apps wenigstens halbwegs flüssig wiedergeben zu können, nein, bei Java ist auch allgemein viel zu viel Overhead für eine mobile Plattform vorhanden. Java war sicher die günstigste und für die Entwickler einfachste Plattform, aber selbst das haben sie sich bis heute gründlichst verbaut (wobei man sagen muss, dass Apple das nicht viel besser hinbekommen hat. Microsoft hingegen hat das von Anfang an besser gemacht. Auch für Windows, was wohl mit ein Grund war, warum es heute so populär ist).

Aber wir wollen nicht zu viel über Android KitKat schimpfen. Mit Android Lollipop wird ja alles besser und jeder ist glücklich. Hoffentlich.

LG G Watch R

Kommen wir zu dem Hauptgrund, warum ich mir das OnePlus One gekauft habe: der Smartwatch. Auch sie ist was die Hardware betrifft einsame Spitze. Die Verarbeitung ist absolut top, der Akku hält relativ lang und sie sieht einfach schön und vor allem wie eine Uhr aus. Einzig das Armband (welches man natürlich wechseln kann) sowie der fehlende Helligkeitssensor sind ein Minuspunkt. Ach ja, und Android.

Auf den Uhren kommt das berüchtigte Android Wear zum Einsatz. Ein auf die Schnelle auf Smartwatches angepasstes Smartphone-System. Und das merkt man. Genau wie Android (und iOS) für Tablets ein Graus ist, ist es auch für Smartwatches (noch) nicht wirklich zu gebrauchen. Die Watchfaces (also die Ziffernblätter) sind schön und sie lassen sich auch trotz fehlender offizieller Dokumentation relativ einfach implementieren und auch die Anzeige der Benachrichtigung plus die Spracherkennung funktioniert auf der Uhr echt gut und sogar mehr oder weniger flüssig, doch das allgemeine Featureset ist doch eher mager.

Zusatzanwendungen haben nämlich nicht sehr viele Möglichkeiten den Nutzer zu überzeugen. Man geht doch davon aus, dass man sich z.B. WhatsApp installiert und dann folgendes Feature auf der Uhr hat: Man sagt “Schicke eine WhatsApp-Nachricht an XYZ: Guten Morgen!” und die App macht das. Geht? Geht nicht. Entweder man mappt vordefinierte Sprachfeatures, wie beispielsweise “Musik hören” (davon gibt es neun Stück) oder man verwendet “Starte AppName {Eigenes Sprachkommando}”. Ja, das sind die einzigen Möglichkeiten, die man hat. Ein Sprachbefehl a la “Das hier triggtert jetzt meine App” kann nicht konfiguriert werden.

Das ist schon mal ziemlich sch..lecht implementiert. Doch was den Vogel abschießt: Wenn ich das ganze nun ausprobiere und z.B. “Starte Play Music” in meine Smartwatch schreie, kommt ein Ladekringel, der eine gefühlte ewigkeit braucht, nur um mit am Ende zu sagen, dass mein Gerät offline ist. Der Sprachbefehl “starte {App}” killt die Verbindung zwischen Smartphone und Uhr zumindest bei mir in 4 von 5 Fällen.

Wie also starte ich meine Android Wear-Apps? Ganz einfach: Auf dem Homescreen der Uhr ziehe ich einfach das Watchface nach oben und wähle die App aus, die ich starten möchte. Ich muss erst die Sprachsuche aktivieren, indem ich auf den Homescreen drücke oder “Okay Google” sage, dann kann ich durch das Menü scrollen, welches mit die neun möglichen Vorschläge anzeigt. Ganz unten, nach den Einstellungen, kommt dann der Menüpunkt “Starten..”. Wähle ich diesen aus, bekomme ich eine Auflistung der verfügbaren Programme. Kein Scheiß, das ist der offizielle und einzige Weg eine App ohne Sprachbefehl zu starten. Und wieder: Egal, was die Android-Entwickler genommen haben, ich will es auch.

Update 19. November: Seit ein paar Tagen gibt es eine App, welche das Starten von eigenen Anwendungen endlich so umsetzt, wie es Android schon von Haus aus hätte machen sollen. Die App schimpft sich Wear Mini Launcher und ist kostenlos im Play Store zu haben. Ich kann sie jedem Android Wear-User wärmstens empfehlen.

Der nächste und bisher letzte Punkt ist der Fitness-Tracker. Die LG G Watch R hat einen Schrittzähler sowie einen Heart Rate Sensor. Der Schrittzähler zählt den ganzen Tag, wie viele Schritte man gegangen ist, das funktioniert echt super. Der Heart Rate Sensor misst den aktuellen Puls. Auch das funktioniert einwandfrei. Allerdings nur, wenn man ihn damit beauftragt. Eine Funktion, mit der man den Puls alle (halbe) Stunde messen kann, gibt es schlicht nicht. Was bringt mir das Ganze dann?

Fazit: Die LG G Watch R ist eine wundervolle Smartwatch und hat sehr viel Potential. Android Wear sorgt allerdings dafür, dass dieses Potential möglichst schlecht ausgenutzt werden kann. Und das mit Erfolg! Ich hoffe, dass sich mit den kommenden Versionen noch einiges daran ändern wird.